Die Zahl der Menschen mit Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität) nimmt in Deutschland stetig zu. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels steigen damit die Anforderungen an die moderne Medizin.

Anders ausgedrückt: Laut einer Untersuchung des Robert-Koch-Instituts sind von allen über 65 Jährigen nur noch rund 7 Prozent der Frauen und 9 Prozent der Männer gesund. Alle anderen nehmen aufgrund ihrer Beschwerden regelmäßig Medikamente zu sich. Rund 41 Prozent der Altersgruppe haben bereits ein bis zwei chronische Erkrankungen. Etwa 37 Prozent haben sogar drei bis vier Diagnosen chronischer Erkrankungen. Die übrigen 14 Prozent fünf und mehr.

Prävention vor Medikamenten

Diese Entwicklung belastet nicht nur das Gesundheitssystem, sondern in erster Linie die Patienten: Das Ärzteblatt schätzt, dass ein Drittel der an einer chronischen Erkrankung leidenden Menschen Mehrfachmedikationen von vier oder mehr Arzneimitteln einnimmt. Die Unsicherheit für die Patienten wächst. Der Boden der „evidenzbasierten Medizin“ wird bei Mehrfachmedikationen schnell verlassen. Denn für Wirkungen und Wechselwirkungen bei der Einnahme mehrerer Arzneimittel gibt es kaum Studien. – Ein erhebliches Risiko für den Patienten, das von Ärzten kaum thematisiert wird. Statistisch konkret heißt das: Die Zahl möglicher Wechselwirkungen steigt  im Verhältnis zur Anzahl der parallel angewandten Arzneimittel etwa exponentiell.

Einige Mediziner engagieren sich bereits für eine Art der Vorsorge, die nach und nach mehr Anhänger in der Ärzteschaft findet: die Prävention vor zu viel Medikamenten. Ihre Kritik: Man dürfe bei verschiedenen Diagnosen nicht einfach die Therapieempfehlungen für die einzelnen Krankheiten addieren. Vielmehr müsse für jeden Patienten eine individuelle Priorisierung und Behandlung erfolgen.

Eine Arznei für alle Beschwerden

In der Homöopathie wird die geforderte individuelle Behandlung von chronisch Erkrankten seit über 200 Jahren geleistet. Und der Patient erhält nur eine einzige homöopathische Arznei. Diese kann zwar wechseln, es werden jedoch nicht mehrere Medikamente gleichzeitig eingesetzt. Die individuelle homöopathische Arznei wählt der Arzt aufgrund der Gesamtheit aller Symptome des Menschen aus.  Er hat ihn vorher ausgiebig zu seinen Beschwerden, Lebensumständen und seiner Geschichte befragt. Hier findet nicht die Aufspaltung in einzelne Krankheiten statt, die dann isoliert und durch eine Vielzahl von Medikamenten bekämpft werden müssen. Der körperliche und psychische Gesamtzustand des Patienten ist in der Homöopathie entscheidend – und führt zur passenden Arznei.

Welche Folgen es haben kann, einzelne Symptome mit Medikamenten zu behandeln, zeigt eine Studie der Universität zu Köln: Von 100 Patienten mit Herz Kreislauf Erkrankungen nehmen demnach 78 Prozent mehr als vier Wirkstoffe täglich ein. In der Gruppe der 70- bis 80-Jährigen schlucken die Befragten im Durchschnitt 8,6 Tabletten am Tag. Vor dem Hintergrund, dass Herz Kreislauf Erkrankungen stetig zunehmen und laut dem Statistischen Bundesamt die häufigste Todesursache darstellen, ist die Situation alamierend.

Insbesondere in der Altersmedizin (Geriatrie) stehen Ärzte vor neuen und immer komplexer werdenden Anforderungen. Die Homöopathie ist ein wirksames Mittel, diesen Anforderungen zu begegnen. Und sie ist sowohl alternativ als auch ergänzend zur konventionellen Medizin einsetzbar. Dieses Potenzial sollte von Patienten wie von Ärzten stärker genutzt werden. In der Ärzteschaft herrscht Konsens: Multimorbidität ist heute eines der drängendsten Probleme der hausärztlichen Versorgung.

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